Viktoria auch in Italien mit hervorragender Leistung

Der Flicorno d'Oro ist ein internationaler Blasorchesterwettbewerb.

RIVA DEL GARDA. Unser sinfonisches Blasorchester beweist zum wiederholten Male seine internationale Klasse. Vor zwei Jahren erspielte sich das Orchester bereits eine Goldmedaille beim World Music Contest in den Niederlanden. Nun nahm der Verein im italienischen Riva del Garda am 24. »Flicorno d’Oro« teil. Auch bei diesem internationalen Wettbewerb wurde der MVA erneut mit über 90 Punkten ausgezeichnet. In der mit 19 Teilnehmern besetzten 1. Kategorie landete die Viktoria so als bestes deutsches Orchester auf dem 3. Platz. Zusätzlich zum Wettbewerbserfolg lohnte sich die viertägige Reise auch für die malerischen Eindrücke in der Frühjahrssonne Italiens.

Jedes Jahr zur Osterzeit findet der renommierte »Flicorno d’Oro«, ein internationaler Wettbewerb für Blasorchester, in Riva am Gardasee statt. Das Teilnehmerfeld der diesjährigen 24. Ausgabe bildeten 57 Orchester aus sieben europäischen Ländern, darunter 14 deutsche Vereins- und Auswahlorchester. Aus Altenmittlau nahm eine 85-köpfige Reisegruppe der Viktoria die mehrstündige Busfahrt auf sich. Von Freitag vor bis Montag nach Palmsonntag bezog sie am Nordufer des Gardasees ihr Quartier.

Interesse für Wettbewerb und Landschaft

Wer am Samstagmorgen früh aufstand, konnte sich vom Sonnenschein bezaubern lassen, der das Panorama des von schneebedeckten Dolomiten eingerahmten Sees in Szene setzte. Da die Wertung der Viktoria erst am Sonntag stattfand, nutzten viele den Tag, um die Region rund um Riva zu erkunden. So fuhren einige in das benachbarte Malcesine und flanierten durch die verwinkelten Gassen der Altstadt oder genossen die Aussicht von der am Seeufer erbauten Festung. Für einen noch weiteren Blick bestiegen andere gar die Steilwand nahe Riva. Die ganz Mutigen testeten derweil die Wassertemperatur des Alpensees. Außerdem zeigten die Freigerichter nicht nur für die örtliche Landschaft und Kultur großes Interesse, sondern auch für die Wettbewerbsbeiträge fremder Orchester. Diese fanden aufgrund der Vielzahl an teilnehmenden Ensembles von 8 Uhr am Morgen bis 1.30 Uhr in der Nacht statt.

Für seinen Auftritt hielt der Musikverein am Samstagabend eine letzte Probe ab. Die Verantwortlichen des »Flicorno d’Oro« stellten hierzu allen teilnehmenden Orchestern entsprechende Räume zur Verfügung, im Fall der Altenmittlauer den weiten Innenraum der Pfarrkirche San Giuseppe. Die schwierige Akustik des Gotteshauses erlaubte jedoch keine Detailarbeit mehr am Wettbewerbsprogramm der Viktoria. Stattdessen ordnete der Chefdirigent des Orchesters, Musikdirektor Oliver Nickel, mehrere Komplettdurchläufe der Stücke an. »Bei so einem komplexen Programm müssen wir in jeder Situation absolute Sicherheit ausstrahlen,« so Nickels Devise. Besonders zuversichtlich stimmte den künstlerischen Leiter des sinfonischen Blasorchesters die aufkommende Spielfreude während der Generalprobe. Diese Begeisterung blieb den mehr als 60 Orchestermitgliedern auch am Wettbewerbstag erhalten: Bereits im Frühstückssaal summten die Musikerinnen und Musiker die eingängigen Melodien von Kür- und Pflichtstück.

Internationale Jury und Konkurrenz

Ernst wurde es für die Altenmittlauer dann mit ihrer Wertung an Palmsonntag um 14.10 Uhr. Im Kongresszentrum von Riva kämpften über das gesamte Wochenende insgesamt 57 Orchester um die Gunst der internationalen Jurorengruppen. Lino Blanchod, Andrea Gasperin (beide Italien) und Walter Ratzek (Deutschland) bewerteten unter dem Vorsitz von Jan Van der Roost (Belgien) an allen drei Wettbewerbstagen die 1. Kategorie. Diese dritte von fünf Schwierigkeitsklassen war zugleich auch die Gruppe mit den meisten konkurrierenden Orchestern. Neben der Viktoria bestand sie aus fünf weiteren deutschen Klangkörpern sowie 13 Ensembles aus Italien, Österreich, Spanien, Kroatien und Lettland.

Alle 19 Orchester der 1. Kategorie mussten das eigens für den Wettbewerb komponierte Pflichtwerk »The Rise of the Quetzal« darbieten. Für seine Interpretation erhielt der Altenmittlauer Musikverein nicht zuletzt von Komponist Luciano Feliciani selbst großes Lob. Weiterhin lebhafte Musikalität und einen international-sinfonischen Klang bewies die Viktoria zudem in ihrem spanisch geprägten Wahlprogramm. So spielte sich das Ensemble unter Leitung von Nickel mit dem festlichen »Orgullo Santiagiusta« von Ignacio Sánchez Navarro ein und setzte mit dem Kürstück »Danza Sinfonica« von James Barnes einen fulminanten Schlusspunkt. Besonders das Selbstwahlstück, einem der anspruchsvollsten in der 1. Kategorie, sorgte beim internationalen Fachpublikum für große Begeisterung.

Nach dem gelungenen Vortrag kamen das Orchester und seine mitgereiste Unterstützung auf der Uferpromenade von Riva in den Genuss italienischer Spezialitäten. Ab 22 Uhr fieberten die Altenmittlauer dann mit 2 000 weiteren Teilnehmern im Kongresszentrum der Ergebnisbekanntgabe entgegen. Während der Preisverleihung wurde die Schwäbische Bläserphilharmonie Neckar-Teck als großer Sieger des »Flicorno d’Oro« gekürt. Das Auswahlorchester startete in der obersten Kategorie »Eccellenza« und erhielt mit 92,71 von 100 möglichen Punkten die höchste Wertung über alle Schwierigkeitsklassen hinweg. Ansonsten hatten die deutschen Orchester gegenüber der starken internationalen Konkurrenz zumeist das Nachsehen.

Bestes deutsches Orchester in 1. Kategorie

Insgesamt konnten nur zehn der 57 Orchester eine Wertung von 90 oder mehr erreichen. Umso größer war der Jubel, als die Viktoria mit 90,08 Punkten ausgezeichnet wurde. Damit musste sich der Musikverein in seiner Kategorie nur knapp Hrvatski puhački orkestar Gradska glazba Imotski aus Kroatien (91,75 Punkte) und Corpo Bandistico Città di Bussolengo aus Italien (91,04 Punkte) unterordnen. Die weiteren deutschen Vertreter in der 1. Kategorie landeten auf den Rängen zwölf bis 14 sowie 16 und 19. Mehr als 2,5 Punkte Abstand zum Viertplatzierten unterstreichen die enorme Leistung der Viktoria. Das Altenmittlauer Vereinsorchester mit seinen Aktiven im Alter von 15 bis 78 Jahren spielt mit den besten Ensembles Europas in einer Liga.

Entsprechend stolz zeigte sich Musikdirektor Nickel über das Ergebnis. Er dankte seinen Musikerinnen und Musikern für deren Einsatz und den leidenschaftlichen Auftritt in Italien. Noch vor Ort erreichten den Musikverein erste Glückwünsche aus der Heimat, wie der 1. Schriftführer Burkhard Hufnagel berichtete. Diese galten nicht nur der musikalischen Leistung, sondern auch dem Vereinsvorstand um die 1. Vorsitzende Jennifer Harenburg. Über Monate hinweg planten die Ehrenamtlichen die Teilnahme am »Flicorno d’Oro«. Weitere Anerkennung erhielt die Viktoria in den sozialen Medien, in denen Fans aus dem In- und Ausland von einer »fantastischen Leistung« sprachen.

Verein gewinnt neues Instrument

Am Ende der erfolgreichen Reise an den Gardasee, die durch die Kulturförderung des Main-Kinzig-Kreises unterstützt wurde, stand schließlich ein wertvoller Sachpreis: Der Musikverein erhielt für seinen 3. Platz neben einem Pokal auch eine neue Klarinette. Das Instrumten wurde von Yamaha, dem Hauptsponsor des »Flicorno d’Oro«, gestiftet. Nach der gebührenden Siegesfeier, während der so manches Glas zu Bruch ging, trat der Verein am Montag der Karwoche die Heimreise zurück nach Altenmittlau an.

Die Reisegruppe des MVA am Gardaseeufer in Riva.